Mit großer Spannung habe ich meinen Bereitschaftsdienst am 26. Dezember erwartet. Immerhin ist dies der einzige Fall des Jahres, an dem 2 Feiertage aufeinanderfolgen und damit die Menschheit vor dem Problem der richtigen Bevorratung steht. Spätestens am 2. Feiertag bricht dann die Panik aus, weil die Geschäfte geschlossen haben. Also habe ich mich bereits gedanklich und materiell darauf eingestellt, mit (noch) ausgefalleneren Wünschen im Laufe des Dienstes konfrontiert zu werden. Habe mich also mit Damenhygieneartikeln, Babynahrung, Schnullern usw. eingedeckt. Gleichzeitig habe ich mir vorgenommen, mitzuschreiben, was so an Kundenwünschen auftauchen.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Es war nicht extrem, aber schon recht viel. Es gab jetzt nicht SO extreme Wünsche, aber ein paar Highlights waren schon dabei. UND: Das, was ich extra auf Lager genommen habe, habe ich natürlich NICHT benötigt…
Also: In Summe 168 Kunden, ca. 20 Anrufe:
Viele Verkühlungen, 5 Schwangerschaftstests (!), 1 HIV-Test, etliche Rezepte vom Zahnarzt-Notdienst (Patienten mussten 4-6 Stunden warten!), Kinder-Verkühlungen usw.
Hier nun meine chronologische Aufzählung der Kundenbesuche, die Highlights habe ich Fett markiert:
- Pille Danach plus Kondome (sehr vernünftig!)
- Grethers Pastillen für trockenen Mund
- Hustensaft
- Anruf: Läusemittel
- Anruf: Haben Sie offen (noch weitere 8 Mal am Tag)
- Rezept vom Zahnarzt
- Hustensaft
- Rezept vom 21.12.
- Erkältung
- Durchfall
- Nasenspray
- Schmerzmittel ausgegangen
- Substitutionspatient hat Tag versäumt – geht natürlich nicht – dafür steht in Wien die Suchthilfeeintrichung jedmayer zur Verfügung
- Rezept bei Augenentzündung
- Rezept für ein Neugeborenes
- Halsschmerzen
- Altes Blutdruckrezept (noch 3 mal am Tag)
- Bindehautentzündung
- Grippe
- Rezept bei Ohrenentzündung
- Rezept bei Darmentzündung und Wunsch nach Zwieback (Nein, leider der stand nicht auf meiner Vorbereitungsliste)
- Ohrentropfen
- Halsschmerzen
- Rezept vom 24.12.
- Halsschmerzen bzw. Husten, kann aber nicht genau sagen, was nun wirklich, etwas mühsam, so ein Gespräch
- Wundverband
- Husten Kind
- Läuse
- Kinder Rezept
- Anruf: Haben Sie eine Milchpumpe?
- Grippe
- Anruf: Haben Sie bestimmte Zuckerteststreifen, die Lieferung ist nicht gekommen? (Jaja, im Nachtdienst sollen wir immer alle lagernd haben, aber sonst werden sie von der Krankenkasse direkt verkauft)
- Blutdruckmedikamente ausgegangen
- Anruf: Sauerstoff-Flasche befüllen (Ja, können wir, gekommen ist er aber dann nicht…)
- Blutdruckmedikament auf Rezept
- Rezept bei Magenproblemen
- Nikotinkaugummi
- Hustenmittel
- Grippemittel
- Hustenmittel
- Allergie
- Vitaminetabletten
- Immun-vitamine
- Hustenmittel
- Hustenmittel
- Einsatz für Diabetes-Medikament
- Rezept für Kind
- Geschenk für Oma (wahrscheinlich last minute vor dem verpflichtenden Weihnachtsbesuch)
- Pille ausgegangen
- Zuckerteststreifen (diese hatte ich!)
- Rezept für Kind
- Allergietabletten
- Husten
- Rezept bei Augenentzündung
- Rezept für Kind
- Taschentücher
- Zahnspülung
- Fieberthermometer
- Magentabletten
- Eine Flasche Wasser (nein, hab nur einen Wasserspender)
- Aromalampe – ja, haben wir, will aber nicht mitnehmen, weil sie „geht noch wohin“, kommt aber später wieder (ist dann eh nicht mehr gekommen)
- Rezept Zahnarzt
- Rezept bei Blutdruck
- Babynahrung, eine ganz spezielle, die ich natürlich nicht da hatte, eine gleichwertige Andere wollte sie aber nicht
- Kind mit Husten
- Kind mit Ohrenschmerzen
- Blutzuckerteststreifen
- Kind mit Durchfall
- Durchfall
- Rezept für Kind
- Hustensaft
- Hustensaft
- Babynahrung (war einverstanden mit meiner Selektion)
- Zahnarzt-Rezept für Kind
- Grippe
- Anti-Depressiva ausgegangen
- Babynahrung von Hipp (die hatte ich wieder nicht)
- Asthmamittel ausgegangen
- Schwangerschaftstest
- Durchfall
- Anruf: Gibt es derzeit eine Vichy-20% Aktion?
- Rückenschmerzen
- Wärmepflaster
- Anruf: Braucht unbedingt Tizanidin, aber eine Großpackung, weil er wegfährt – ganz klar, der wollte es sich erschleichen, ist aber dann eh nicht aufgetaucht
- Grippe
- Halsschmerzen
- Entzündete Wunde
- Babynahrung
- Nasenspray
- Rezept gegen Hämorrhoiden
- Kind mit Erbrechen
- Augentropfen
- Läuse
- Schmerztabletten
- Augentropfen
- Rezept für Kind
- Schmerzampullen
- Rezept vom Zahnarzt
- Hustensaft
- HIV-Test
- Rezept Zahnarzt
- Schmerztabletten
- Grippe
- Thymiantee
- Blasentee
- Nasenspray
- Magenverstimmung
- Ein Sildenafil-Präparat ohne Rezept – Nö, geht nicht
- Verkühlte Schwiegermutter
- Verkühlung
- Schmerztabletten
- Rezept vom Spital
- Schlafmittel auf Rezept
- Verkühlung
- Rezept vom Zahnarzt
- Schwangerschaftstest
- Steri Strips (jetzt sind wir schon bei 20:00)
- Schwangerschaftstest
- Rezept mit Antibiotikum
- Fiebersaft
- Grippe
- Husten
- Halsschmerzen und jetzt kommts: „Danke, dass Sie arbeiten“ und gibt viel Trinkgeld!! (Ein Straßenbahnfahrer)
- Schmerztabletten
- Mundsoor
- Fiebersaft für Kind
- Rezept für Kind
- Schmerztabletten für einen Arzt
- Pille Danach
- Schwangerschaftstest (01:00 nachts!)
- Anruf: „Ich brauch was für meinen kotzenden Hund“
- Nasenspray
- Hustensaft (07:00 morgens)
Conclusio: Bis auf ein paar „unnötige“ Wünsche, wird der Nachtdienst tatsächlich für dringende Dinge benötigt.
Wenn man alles zusammenzählt, sind 90% davon „eines Nachtdienstes würdig“, lediglich 10% würde ich als vermeidbar bzw. als nicht unbedingt notwendig erachten.
Dennoch: In anderen Ländern ist entweder die Notdienstgebühr deutlich höher (in Österreich unter tags nur € 1,30, nachts nur € 3,80) oder es gibt einfach weniger (oder keine) Apotheken die Dienst machen.
Beides, die geringe zusätzliche Gebühr, die zu zahlen ist, und die hohe Anzahl an dienstbereiten Apotheken, tragen wohl dazu bei, dass Wien die Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität ist.